Wenn Helfer selbst Hilfe brauchen

Ein heftiges Unwettertief zieht über den Nordbereich des Altkreises Hofgeismar. Erst nur dunkle Wolken, aber dann kam der Regen. Er wurde immer stärker. Der Boden konnte diese Massen nicht mehr aufnehmen und so floss das Wasser ungehindert durch die Orte.

Es dauerte nicht lange bis die ersten Einsätze für die Feuerwehren anstanden. Als Einsatzkraft überlegst du nicht lange ob du gehen sollst oder nicht. Aber wie sieht es aus, wenn du derjenige bist der Hilfe braucht oder Familie, Freunde oder Kameraden betroffen sind?

Dieses Unwetter hat viele getroffen, die ihr Hab und Gut verloren haben. Wenn du nicht betroffen bist, ist dieses Wochenende Anfang August schon in den Hintergrund gerückt. Aber die, die immer noch mit der Beseitigung der Schäden zu kämpfen haben, treibt es auch jetzt noch die Tränen in die Augen, wenn sie sich an diesen Abend erinnern.

In Gieselwerder sitzen Manuela und Michael Seitz im Wohnzimmer und werden auf ein seltsames Rauschen aufmerksam. Bei dem Blick aus dem Fenster sehen sie schon die Wassermassen, die sich unaufhaltsam auf ihr Haus zubewegen. Die Kellertür hielt dem Druck nicht stand und nach kurzer Zeit stand der komplette Keller bis an die Decke unter Wasser. Die unglaublichen Wassermassen, die aus dem Wald kamen, schlossen das Haus ein. Es war kein Rauskommen mehr möglich. Aber wo keiner mehr rauskommt, kommt auch kein anderer rein. Diese schmerzliche Erfahrung musste auch ihr Sohn Julian machen, der als Wehrführer mit Mannschaft und Gerät bereitstand, um helfen zu wollen.

In Gottsbüren war das Wohnmobil der Familie von Daniel Wiegand bereits gepackt. Am nächsten Morgen wollten sie Richtung Cuxhaven aufbrechen und ihren Urlaub genießen. Die Sirene heult, der Melder piepst, die Einsatzkräfte aus Gottsbüren wurden zu einem PKW-Brand gerufen. Nachdem der Einsatz erfolgreich abgearbeitet wurde, machte Daniel Wiegand sich auf den Weg nach Hause. Doch weit kam er nicht. Die ankommenden Wassermassen schnitten ihm den Weg ab. Zuhause kämpfte seine Familie schon gegen die steigenden Pegel. Das Wasser bahnte sich seinen Weg durch die untere Wohnung im Haus.

Auch Ralf Köster aus Gottsbüren versuchte mit aller Kraft sein Hab und Gut zu schützen. Er stämmte sich gegen die Haustür, um die Wassermassen draußen zu halten. Leider vergeblich.  Die Dreckbrühe verteilte sich in der Wohnung. Man kann es als Glück im Unglück bezeichnen. Ein Schrak fiel um und zerstörte die Balkontür, sodass ein Ablauf geschaffen wurde und das Wasser nicht mehr steigen konnte.

Nach dem bei allen drei Familien das Wasser mit all dem Schlamm beseitigt wurde, die Wände geöffnet wurden und soweit alles wieder trocken ist, heißt es „zurück auf Anfang“.  Aber Fußboden und Tapete aussuchen oder eine neue Küche und Möbel kaufen, ist in so einer Situation keine Freude. Man ist körperlich platt und muss einfach nur noch funktionieren. Denn das normale Leben mit Familie und Job gibt es ja auch noch.

Auch der Kreisfeuerverband Hofgeismar ist betroffen von dem schweren Schicksal der drei Feuerwehr-Familien. Der Vorstand besuchte die Familien, um den Zusammenhalt in der schweren Lage zum Ausdruck zu bringen. Als Zeichen der Verbundenheit zu den betroffenen Einsatzkräften überreichte die Vorsitzende, Petra Reubert, zusammen mit den Mitgliedern des Vorstandes Thomas Stern, Sven Messerschmidt und Anja Leck eine kleine finanzielle Unterstützung für die Beseitigung der Schäden.

Der Kreisfeuerwehrverband Hofgeismar wünscht allen Betroffenen viel Kraft und Durchhaltevermögen bei den noch anstehenden Aufbauarbeiten.